MAITAL - DAS HAUS VON JAKOB L. MORENO

An die dreißig Jahre verbrachte Moreno insgesamt in Wien und Niederösterreich – eine Zeit des kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Wandels. Moreno war darin selbst Akteur, aber auch Betroffener dieser Umbruchszeit. Seine zahlreichen 'geistigen' Wanderungen waren vielfach auch von örtlichen Wanderungen begleitet. Sie führten ihn auch nach Bad Vöslau in das Haus Maital 4.

Ein Teil des Hauses Maital 4 ist heute noch in seiner damaligen Form erhalten. Es steht nun schon seit mehreren Jahren leer und ist im Besitz einer Firma. Seit mehreren Jahren gibt es seitens einer Projektgruppe mit internationaler Unterstützung Bemühungen, dieses Haus zu erhalten und es als Museum, Forschungs- und Gedenkstätte zu gestalten.

Dieses ihm damals von der Gemeinde Bad Vöslau zur Verfügung gestellte Haus, hatte für ihn große Bedeutung, wie aus seinen Gedichten und Kommentaren und aus Erzählungen von Zeitzeugen hervorgeht.

... die Stadt gab mir ein Haus "im Maital". Das Mai-Haus war aus Stein, eher eine kleine Burg mit einem Turm. Eine lange Veranda verlief das ganze Tal überblickend entlang der Rückseite des Hauses. Es gab auch einen enormen Weinkeller, den größten der Stadt, der unter dem Haus und darüberhinaus aus dem Fels gehauen war. Das Haus war von Bäumen umsäumt. ...
aus: J.L.Moreno, Auszüge aus der Autobiographie. Hrsg.v.J.D.Moreno, Köln 1995, S. 92

Ich hatte mehr Patienten als ich behandeln konnte. Die Menschen - Bauern, Männer, Frauen, Kinder - kamen sogar von weit her aus allen umliegenden Dörfern. Wenn sie kamen, kamen sie nicht mit leeren Händen. Sie brachten Eier und Hennen, Gänse und gelegentlich ein Schwein. Sie brachten alle Arten von Geschenken ...
aus: J.L.Moreno, Auszüge aus der Autobiographie. Hrsg.v.J.D.Moreno, Köln 1995, S. 92

... eines Nachts hörte ich einige merkwürdige Geräusche aus der oberen Etage des Hauses, wo Frau Frank wohnte. Ich ging hinauf, lauschte an der Tür ihres Zimmers und rästelte, was es für ein Geräusch sein könnte. Ich öffnete die Tür und sah einen riesigen Haufen Gulden, Gulden, Gulden.'"Was geht hier vor?", fragte ich. "Lieber Doktor", antwortete sie mir, und ich bemerkte, daß ihr die Tränen liefen. "Als ich sah, wie hart Sie arbeiten, und daß Sie kein Geld akzeptieren würden, und als ich zur selben Zeit all diese wundervollen Geschenke ankommen sah, entschied ich mich, einige zu tauschen und den Rest gegen Geld zu verkaufen. Im Alter, wenn Sie nicht mehr arbeiten können, werden Sie einen Notgroschen haben. All dies Geld gehört Ihnen.
aus: J.L.Moreno, Auszüge aus der Autobiographie. Hrsg.v.J.D.Moreno, Köln 1995, S. 92

Maital war das „A und O Thema“ für Moreno. Beim Thema Maital kam Moreno stets ins Schwärmen: "Maital, mein Maital!", rief er dann. Der Gedanke an das Maital versetzte ihn immer in große Freude. Dann sagte er meistens zu mir: "Ja, ja, du weißt, ich habe im Maital gelebt."
Interview mit Grete Leutz - von Helga Wildhaber, in: Morenos Wirken in Bad Vöslau von 1918 bis 1925, Diplomarbeit von Mag. art. Helga Wildhaber, Klagenfurt 2006, S. 106

O Maithal, mein Haus
O hatte ich je noch ein Haus.
O in Edens Hall und Blau
Das einzige irdene Haus.
Hier ist mein Thron, mein Bett.
Hier ist mein Bett auch mein Thron.
Kein Engel erreicht dieses Wort.
Ich wende mich um und bin dort.
Ich bleibe am Ort und bin dort.

aus: Das Testament des Vaters, Potsdam, 1922, S. 104

O öffne Dich,
Maithal,
Dem der dich schuf.

Köstliche Gaben
Bringe ich dir.

Feurige Kräuter,
Traumdunkles Grün,
Mondweiße Stämme
im Wald.

Auf Deinem Hügel
Steinernes Haus,
Reiser und Hecken
Voll Most.

Aus: Testament
des Vaters,
J.L.Moreno, 1922

S. 106/107

J. L. Morenos Wirken in Bad Vöslau
Eröffnung einer Erinnerungsvitrine im Stadtmuseum Bad Vöslau
Samstag, 11. Mai 2013, 15.00
Veranstalter:
Stadtmuseum Bad Vöslau. Bericht ...

 

 

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